Die Schulleiterinnen sprachen Klartext: Für ein qualifiziertes Ganztagsangebot seien die Landesmittel unzureichend. Das erklärten Michaela Grundmann von der Grundschule Kleibrok und Carolin Hanken von der Schule Leuchtenburg gestern gegenüber dem Schulausschuss. Zuvor hatte Fachbereichsleiterin Anneke Schipper anhand eines fiktiven Rechenbeispiels die mangelhafte Finanzausstattung für Ganztagsschulen bestätigt. Sie habe mit der Landesbehörde gesprochen, sagte Schipper. Dort habe man ihr mitgeteilt, dass es „für kleine Systeme“ schwieriger sei mit dem Ganztag. Schipper findet das problematisch. „Was soll das heißen? Wenn eine Gemeinde sich dagegen entscheidet, große Grundschulzentren einzurichten, dann ist sie selbst schuld, wenn das Geld nicht reicht?“
Mehr Bedarf, weniger Budget
Vor rund zehn Jahren sind die Schulen Kleibrok und Leuchtenburg als Ganztagsschulen gestartet. Zunächst habe es ein gutes finanzielles Polster gegeben, man habe auch personell ein hochwertiges Angebot gehabt, berichteten die Schulleiterinnen. Aufgrund steigender Schülerzahlen, einer zunehmend heterogenen Schülerschaft und durch die Aufgaben der Inklusion sei auch der finanzielle Bedarf gestiegen, nicht aber das Budget. „Seit 2019 sind wir im Minus“, so Manuela Grundmann. „Ausgleichen kann ich nicht.“ Die Schule sah sich gezwungen, das Ganztagsangebot zeitlich von 15.30 auf 15 Uhr zu begrenzen. Neben den Eltern wurde auch die Gemeinde informiert.
In einem gemeinsamen Schreiben an die Verwaltung weisen Manuela Grundmann und Carolin Hanken auch auf die Herausforderung der Personalgewinnung hin. „Wenn die Grundschulen Kleibrok und Leuchtenburg bereits im 2. Halbjahr 2025/26 vorab ihre Ganztagsbetreuung um den Montagnachmittag erweitern würden, könnte diese Problematik entzerrt werden“, heißt es im Brief. „Zudem könnten wir dem bereits eingestellten Personal eine Stundenerhöhung anbieten und es gäbe erste Erfahrungen, wie der Montag angenommen wird.“ Doch dazu bräuchte es Geld. Für das Schuljahr 26/27 war ohnehin eine Unterstützung durch die Gemeinde vorgesehen.
„Ich weiß, dass Sie nicht zuständig sind, sondern das Land“, richtete sich Manuela Grundmann an die Ausschussmitglieder. „Ich weiß aber auch, dass Ihnen ein gutes Ganztagsangebot wichtig ist.“
Geschröpfte Gemeinden
Der Schulausschuss beschloss einstimmig, der Grundschule Kleibrok Drittmittel zur Aufrechterhaltung des Ganztagsangebots an drei Tagen in der Woche bis 15.30 Uhr zur Verfügung zu stellen. Laut Schulleitung werden dazu 1000 bis 1200 Euro zusätzlich je Monat benötigt. Für die Ausweitung des Ganztagsangebots um den Montag stellt die Gemeinde der Grundschule Kleibrok Drittmittel in Höhe von 2400 Euro und der Schule Leuchtenburg 800 Euro monatlich zur Verfügung. Der Beschlussvorschlag wurde dahingehend erweitert, dass die Finanzierung nur so lange übernommen wird, bis das Land die Kosten deckt.
Der Ärger über die unzureichende Budgetierung durch die Landesregierung war groß. „Die Gemeinden werden geschröpft, es ist Zeit, ein Zeichen zu setzen“, meinte Kai Küpperbusch (CDU). „Wir stimmen den Drittmitteln zu, aber mit geballter Faust in der Tasche“, erklärte Carsten Helms (FDP). „Wir tragen keine Verantwortung für die Situation, müssen aber handeln.“ Irgendwann kämen zwar die Mittel aus Hannover – „aber dann bekommen wir keine Leute mehr“, sagte Helms mit Blick auf den Wettbewerb um gutes Personal. „Wir brauchen ein qualitativ hochwertiges Angebot und keine Beaufsichtigung.“
Auf jeder Sitzung des Niedersächsischen Gemeindebunds werde darüber gesprochen, „dass das Geld im Schulbereich nicht reicht“, sagte Bürgermeister Lars Krause. Das Land wolle zwar die flächendeckende Ganztagsbetreuung, sei aber nicht gewillt, sie ausreichend zu finanzieren. „Die Schulleitungen müssen in den Ausschuss kommen und um Mittel bitten, das ist beschämend“, ärgerte sich Krause. Man dürfe das Land nicht aus der Verantwortung entlassen. „Sprechen Sie alle Ihre Abgeordneten auf das Thema an“, wandte er sich an die Fraktionen.